Studie: Stottern führt zu geringerem Einkommen und niedrigerer Arbeitszufriedenheit im Berufsleben
BerlinStudie zeigt Herausforderungen von Menschen mit Stottern im Job auf
Eine kürzlich durchgeführte Studie der Universität von Florida beleuchtet die Schwierigkeiten, mit denen stotternde Personen am Arbeitsplatz konfrontiert sind. Unter der Leitung von Dr. Molly Jacobs, Dr. Hope Gerlach-Houck und Dr. Patrick Briley zeigt die Forschung, dass stotternde Menschen oft weniger verdienen, unterbeschäftigt sind und im Vergleich zu fließend Sprechenden geringere Arbeitszufriedenheit empfinden. Die Studie wurde im American Journal of Speech-Language Pathology veröffentlicht und analysierte jahrzehntelange Daten aus der National Longitudinal Study of Adolescent to Adult Health.
Einkommensunterschiede zeigen sich in allen Gehaltsstufen, besonders bei einem Einkommen von $100.000. Menschen, die stottern, haben fast viermal weniger Chancen, $100.000 oder mehr zu verdienen. Die Arbeitszufriedenheit nimmt im Laufe der Zeit bei Stotternden ab. Sie empfinden fast 25% weniger Zufriedenheit in ihrem Beruf.
Studie zeigt Einfluss von Stottern auf Berufswahl und Einkommen
Die Untersuchung hebt hervor, dass Menschen, die stottern, Berufe wählen könnten, die weniger verbale Kommunikation erfordern. Diese Entscheidung kann die Anzahl der verfügbaren Jobmöglichkeiten einschränken und zu einem geringeren Einkommen führen. Diskriminierung und Selbststigmatisierung verschärfen die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind. Die Forschung unterstreicht die Wichtigkeit kontinuierlicher Unterstützung und Therapie für Sprachflüssigkeit.
Molly Jacobs betont die Bedeutung von Geduld und Verständnis am Arbeitsplatz. Indem man Personen mit Sprechhemmungen die benötigte Zeit einräumt, fördert man Inklusivität und nutzt die vielfältigen Fähigkeiten, die Menschen mit Sprachflüssigkeitsproblemen in die Arbeitswelt einbringen können. Das Angehen dieser Themen kann dazu beitragen, ein unterstützenderes Umfeld zu schaffen, was die Arbeitszufriedenheit und Chancen für Betroffene von Stottern verbessert.
Herausforderungen in der Karriere identifiziert
Die Studie bringt erhebliche berufliche Herausforderungen für Personen, die stottern, ans Licht. Diese Schwierigkeiten betreffen verschiedene Bereiche ihres Berufslebens. Menschen, die stottern, stoßen oft auf Hindernisse, denen andere nicht begegnen. Folgende zentrale Probleme wurden identifiziert:
- Unterbeschäftigung und geringere Einkommensniveaus
- Eingeschränkte Zufriedenheit im Beruf
- Weniger Möglichkeiten für beruflichen Aufstieg
Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, die stottern, seltener Berufe mit höheren Gehältern wählen, insbesondere solche, die starke verbale Fähigkeiten erfordern. Dies könnte auf selbst auferlegte Einschränkungen oder auf äußere Diskriminierung zurückzuführen sein, die sie von bestimmten Karrierewegen fernhalten. Das Konzept der Rollenfalle deutet darauf hin, dass Stotternde sich eher für weniger kommunikationsintensive Tätigkeiten entscheiden, die leider oft schlechter bezahlt sind.
Darüber hinaus ist die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz bei Stotternden höher, was zu einer höheren Fluktuationsrate führen kann. Die Arbeitszufriedenheit steht in engem Zusammenhang mit der Moral und Produktivität der Mitarbeiter. Daher können Arbeitsumgebungen, die ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigen, ihr berufliches Wachstum weiter behindern. Eine Überbrückung dieses Defizits ist entscheidend für die Schaffung einer inklusiveren und unterstützenden Unternehmenskultur.
Selbststigmatisierung ist ebenfalls von Bedeutung. Menschen, die stottern, haben oft das Gefühl, dass sie keine Erfolgschancen in Berufen mit viel zwischenmenschlicher Kommunikation haben, und schränken dadurch unbewusst ihre Berufsziele ein. Die ständige Frustration mit Kommunikationsproblemen kann den Stress am Arbeitsplatz weiter erhöhen.
15. Januar 2025 · 23:23
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Um bessere Ergebnisse zu erzielen, könnten Arbeitsplätze unterstützende Maßnahmen umsetzen. Beispielsweise könnte Geduld und Verständnis bei der Interaktion mit stotternden Kolleginnen und Kollegen gefördert werden. Technologie kann ebenfalls eine Rolle spielen, indem sie alternative Kommunikationsmittel wie E-Mails oder Chat-Anwendungen bereitstellt, um den Druck der mündlichen Kommunikation zu verringern.
Diese Untersuchung hebt den Bedarf an besserer beruflicher Unterstützung und Anpassung für Menschen, die stottern, hervor. Das Verständnis dieser Herausforderungen ist entscheidend, um Strategien zu entwickeln, die es ihnen ermöglichen, in ihrer gewählten Karriere zu gedeihen.
Förderung von Geduld am Arbeitsplatz
Die Studie betont die Bedeutung von Geduld am Arbeitsplatz für Menschen mit Stottern. Geduld im Umgang mit einem stotternden Kollegen oder Mitarbeiter kann eine unterstützende Atmosphäre schaffen. Wenn man ihnen die Zeit gibt, ihre Gedanken auszudrücken, fördert das ein inklusiveres und produktiveres Arbeitsumfeld.
Es gibt verschiedene Methoden, um Geduld in beruflichen Umgebungen zu fördern:
- Nehmen Sie sich mehr Zeit für verbale Kommunikation.
- Üben Sie aktives Zuhören ohne Unterbrechungen.
- Vermeiden Sie, Sätze für andere zu vervollständigen.
- Seien Sie achtsam und lassen Sie Gespräche in Ruhe ablaufen.
Durch die Anwendung dieser Praktiken wird der Arbeitsplatz zugänglicher. Dieser Ansatz kommt allen zugute, da er individuelle Unterschiede und Kommunikationsstile respektiert. Wenn der Druck, schnell zu sprechen, verringert wird, entsteht ein besseres Arbeitsumfeld, in dem sich unterschiedliche Stimmen wertgeschätzt fühlen.
Institutionelle und zwischenmenschliche Unterstützung kann sich positiv auf die Arbeitszufriedenheit und die Verweildauer von Personen, die stottern, auswirken. Die Arbeitszufriedenheit hängt eng mit der Mitarbeiterbindung zusammen, was wiederum die Produktivität und Stabilität eines Unternehmens direkt beeinflusst.
Die Auswirkungen des Stotterns auf die Berufswelt besser zu verstehen, kann zu positiven Veränderungen in der Unternehmenskultur führen. Eine bewusste Anstrengung, geduldig und verständnisvoll zu sein, kann das Stigma verringern, dem Menschen mit Stottern begegnen. Dies kann wiederum die Selbststigmatisierung reduzieren und das psychische Wohlbefinden verbessern.
Darüber hinaus können Organisationen Schulungsprogramme einführen, um das Bewusstsein für Stottern zu stärken und Richtlinien umsetzen, die verbale Kommunikationsbarrieren reduzieren. Dies ermöglicht es Menschen, die stottern, sich aktiver einzubringen und ihre Fähigkeiten wirkungsvoll einzusetzen.
Die Schaffung unterstützender Arbeitsumfelder kann erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen. Durch einfache und einfühlsame Interaktionen am Arbeitsplatz heute können Unternehmen langfristig integrativer und produktiver werden. Dies verbessert nicht nur die Lebensqualität am Arbeitsplatz für Menschen, die stottern, sondern steigert auch die gesamte Dynamik in der Belegschaft.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
https://pubs.asha.org/doi/10.1044/2024_AJSLP-24-00202und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Molly Jacobs, Hope Gerlach-Houck, Patrick Briley. Differential Impacts of Anticipated Success on Employment Outcomes Among Adults Who Stutter. American Journal of Speech-Language Pathology, 2024; 1 DOI: 10.1044/2024_AJSLP-24-00202
sowie die entsprechende Nachrichtenreferenz.
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